Eine Geigerin musiziert auf dem Gehweg — umringt von Passanten. Derweil ist in den Flagship-Stores von Adidas, Nike, Sketchers und JD Sports, um nur einige zu nennen, reger Betrieb. Der Boulevard Ku’damm mit der Tauentzienstraße ist das Markenschaufenster der Welt. Besondere Ladenkonzepte und vielfältige, ausgefallene Angebote lassen Shopping zum unvergesslichen Erlebnis werden. Exklusive Artikel in limitierter Auflage wie der coolste Sneaker des Jahres sorgen oft schon vor Ladenöffnung für lange Warteschlangen.
Der Boulevard verbindet Exklusivität und Bürgernähe, Haute Couture und Alltagsmode, Tradition und Moderne. Diesen Spagat schafft der Ku’damm spielend. Der Mix aus Restaurants, Cafés, Entertainment und Shopping lockt nicht nur die Berliner an, er ist auch Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt. 3,6 Kilometer misst der Boulevard, der sich vom Rathenauplatz im Westen bis zum Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche erstreckt. Die sich anschließende Tauentzienstraße verlängert die Flaniermeile weiter bis zum Wittenbergplatz.
DER BOULEVARD
MIT WELT-FLAIR.
Für viele Flagship-Stores ist es ein absolutes Muss, auf Deutschlands beliebtestem Erlebnis-Boulevard vertreten zu sein. Aber noch etwas anderes zeichnet den Ku’damm mit seinen teils monumental anmutenden Bauten aus: Im Gegensatz zu vielen anderen Metropolen, deren Innenstädte am Abend verwaist sind, ist der Berliner Boulevard mit seinen Nebenstraßen auch nach Feierabend ein quirliges Wohnviertel mit vielen Restaurants, Bars und Kultureinrichtungen.
Sowohl die attraktiven Gründerzeitbauten als auch die Nachkriegsbauten haben sich als begehrte Wohnadresse etabliert. Selbst in den imposanten Eckgebäuden an den Plätzen und Straßenkreuzungen gibt es nicht nur Büros, sondern eine Vielzahl meist exklusiver Wohnungen. Nach Geschäftsschluss geht hier das Leben munter weiter.
Vom kurfürstlichen Reitweg zum Kurfürstendamm
Im historischen Rückblick müssen wir zurückgehen bis ins 16. Jahrhundert. Der heutige Kurfürstendamm war zunächst ein sogenannter „Knüppeldamm“. Der mit Bohlen befestigte Reitweg verband das Berliner Stadtschloss mit dem Jagdschloss Grunewald. Um 1883 begann der Ausbau als Straße durch die „Kurfürstendamm-Gesellschaft“, einer Initiative privater Geschäftsleute. Die Gesellschaft, die sich mit dem An- und Verkauf von Grundstücken beschäftigte, bekam als Kompensation vom Staat das Vorkaufsrecht für ein 234 Hektar großes Baugelände im Grunewald. Dort errichtete sie die Villenkolonie Grunewald, die über den Kurfürstendamm mit der Stadt verbunden war. Am 5. Mai 1886 wurde die Dampfeisenbahn eingeweiht, die vom Zoologischen Garten über den Kurfürstendamm bis Halensee fuhr. Dieses Datum gilt als die eigentliche Geburtsstunde des Boulevards. Entsprechend konnte im Jahr 2011 der 125. Geburtstag des Ku’damms gefeiert werden.
Dass der Kurfürstendamm in einer Breite von 53 Metern ausgebaut wurde, geht zurück auf die Initiative des damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Vorbild war die Pariser Champs-Élysées. Aber auch die wachsenden Bevölkerungszahlen in Berlin nach der Reichsgründung 1871 sprachen für eine großzügige Lösung. Die 53 Meter, die für den Abstand der Häuserfronten am Kurfürstendamm festgelegt wurden, waren zunächst aufgeteilt in 7,5 Meter für Vorgärten und 4 Meter für Bürgersteige auf beiden Straßenseiten, die Fahrbahnen wurden in beide Richtungen jeweils 10 Meter breit. Hinzu kam auf der Mittelpromenade ein Reitweg, der ebenfalls 10 Meter breit war. Der Abstand zwischen den Häuserfronten ist natürlich geblieben, die Gehwege sind heute auf beiden Seiten jeweils 13 Meter breit, die Fahrbahnen 9 Meter, der Mittelstreifen hat ebenfalls eine Breite von 9 Metern.
Bis zum Mauerfall war der Kurfürstendamm das Zentrum von West-Berlin, er war in dieser Zeit das „Schaufenster des Westens“. Nach der Wende, im wiedervereinigten Berlin, verlagerten sich die Gewichte zurück in die historische Mitte, in den Ostteil der Stadt. Der Ku’damm musste sich in gewisser Weise „neu erfinden“.
Zwischen der Uhlandstraße und dem Adenauerplatz siedelten sich exklusive Modemarken an. Neubauten wie die beiden fast 120 Meter hohen Turmhäuser an der Gedächtniskirche ließen die Silhouette der City West in die Höhe wachsen. Die dynamische Entwicklung des gesamten Viertels am Ku’damm und Tauentzien ist im vollen Gange. Der Boulevard entwickelt sich gegenwärtig zum Erlebnisboulevard mit Welt-Flair.
DER MYTHOS
LEBT WEITER.
Dass es einen „Mythos Kurfürstendamm“ gibt, hat viel mit seiner Geschichte zu tun, aber auch mit der besonderen Atmosphäre aus Leichtigkeit und Savoir-vivre, Kreativität und Innovation, Glamour und Laisser-faire, die der weltbekannte Boulevard ausstrahlt. Restaurants, Cafés und Kneipen – auch vor allem in den Nebenstraßen – bieten mit ausgefallenen und unterschiedlichsten Konzepten nicht nur einzigartige Qualität, sondern ein unverwechselbares Lebensgefühl urbaner Exklusivität.
Kultureller Leuchtturm am Boulevard ist die Schaubühne. Und mit der Rückkehr der Kudamm-Bühnen aus ihrer Übergangsspielstätte ins neue, aber noch im Bau befindliche Theater am Ku’damm wird der Boulevard auch wieder ein anspruchsvolles Boulevard-Theater erhalten.
Veranstaltungen wie die Love Parade, die am 1. Juli 1989 auf dem Kurfürstendamm ihren Anfang nahm, oder die Weihnachtsbeleuchtung, die mit ihrem Lichterglanz schon seit 1978 jedes Jahr die Berliner und die Gäste der Stadt erfreut, sind weitere Beispiele für die vielfältigen Aktivitäten, die den Boulevard immer wieder mit neuem Leben erfüllt. Die Händler und Dienstleister am Kurfürstendamm haben früh erkannt, dass sie mit der Zeit gehen müssen und der Wandel die einzige Konstante für den Erfolg der berühmten Straße ist. Mit vereinten Kräften arbeiten sie weiterhin an dem „Mythos Kurfürstendamm“, nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum Wohl der ganzen Stadt.